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VITA

Benjamin Ganzenmüller wurde am 17. Juli 1976 als Sohn einer deutschen Mutter und eines tunesischen Vaters in München geboren. Da sich die Eltern kurz nach seiner Geburt trennten, wuchs er bei seiner Mutter auf.

Der Bezug zu seinem aus Donauwörth stammenden deutschen Opa war sehr wichtig und prägend für ihn. Der Schuhmachermeister mit seinem bis ins hohe Alter von 97Jahren klaren Verstand und einer beeindruckenden Vitalität (er betrieb seine Werkstatt bis er 80 Jahre alt war und ist jeden Tag mehrere Kilometer mit dem Fahrrad dorthin gefahren) war immer für ihn da und erzählte ihm in Gesprächen aus seinem Leben.

Nach dem Abitur, welches er 1998 erlangte, brachte er sich während der Zivildienstzeit die kurz davor entdeckte und lieben gelernte Fotografie selber bei. Im Anschluss daran verwarf er seine Pläne, Biologie oder Psychologie zu studieren, und begann stattdessen praktische Erfahrungen bei Fotoproduktionen in der Werbebranche zu sammeln.

Im Jahr 2000 fing er an der »staatlichen Fachakademie für Fotodesign« sein Studium an und schloss nach drei Jahren mit der Arbeit „Tunesien - fremde Vertrautheit“ erfolgreich ab.

Auf Grund seiner mehrjährigen Erfahrungen, die er bei der Umsetzung diverser Projekte in verschiedenen fotografischen Aufgabenbereichen gemacht hatte, gründete er im Jahr 2008 in der Münchner Max-Vorstadt mit zwei weiteren Fotografen den Kreativraum *STUDIO 13*, wo er seitdem als freier Fotograf tätig ist.

PROJEKT – Motivation, Gedanken, Umsetzung

Mein Opa war schon immer sehr wichtig für mich, da ich ohne Vater aufgewachsen bin. Er wurde 1908 in Donauwörth, einer Kleinstadt ca.100 Kilometer nordwestlich von München, geboren.

Als er seine Lehre abgeschlossen hatte, war es zu seiner Zeit auch für Schuhmacher noch üblich auf die Walz zu gehen. Da man während drei Jahren und einem Tag nicht näher als 100 Kilometer an seinen Heimatort heran durfte, begann er bei einem Schuhmachermeister in Straubing zu arbeiten. Als es ihm dort nicht mehr gefiel oder als er genug von diesem gelernt hatte, beschloss er auf Wanderschaft zu gehen.

Sein erstes Ziel war es, seine drei älteren Schwestern, die alle nacheinander nach Sonthofen, einer Stadt im Allgäu, geheiratet hatten und nun mit ihren Männern dort lebten, zu besuchen.

Von dort aus ging er an den Bodensee, wo er den Rhein entdeckte und an diesem weiterlaufen wollte. Als er, immer wieder auch bei verschiedenen Meistern arbeitend (mal für wenige Stunden, mal für Wochen oder gar Monate, wenn das Essen ihm schmeckte und die Atmosphäre angenehm war), schon bis Köln gekommen war, dachte er sich, dass er dann gleich bis Hamburg weitergehen könne, da er noch nie das Meer gesehen hatte und den Hafen mit den großen Schiffen erleben wollte. Dort angekommen schlug ihm jemand vor, mit nach Berlin zu fahren, wo mein Opa die nächsten 10 Jahre verbringen sollte, da es ihm dort so gut gefiel. Er verbrachte die aufregenden 20er und 30er Jahre in der Hauptstadt und machte dort auch 1934 seine Meisterprüfung.

Dann kam der 2.  Weltkrieg...! Diese und viele weitere Geschichten erzählte mir mein Opa, der erst 2005 mit 97Jahren verstarb, immer wieder und mit oft verblüffenden detailgenauen Einzelheiten, sodass ich während meiner Fotoakademiezeit ein Diktiergerät auslieh um seine Erlebnisse aufzuzeichnen. Dabei entstand schon damals der Gedanke, dass ich gerne seine Spuren mit meiner Profession, der Fotografie, nachspüren und dokumentieren wollte, um zu sehen, was mir an den Orten, an denen er war, passieren und was ich dort vorfinden würde.

Da ich mir nicht drei Jahre Zeit nehmen konnte und wollte, ein Fußmarsch dieser Größenordnung mir zu anstrengend erschien und ich ein Gefährt mit der passenden Reisegeschwindigkeit brauchte, mit dem ich spontan stehen bleiben konnte, aber auch bequem und zügig vorankommen wollte, fragte ich meinen Onkel, ob ich seine 1978 gebaute alte »Honda CB 50«, ein kleines Motorrad, welches mich schon seit meiner Jugend in seiner Garage »angelächelt« hatte, haben könnte. Als er mir das gute Stück vor zwei Jahren vermachte, fing ich an, sie wieder herzurichten und meine ersten Probefahrten zu machen. Als ich von Fabian, mit dem ich zusammen in derselben Fotoakademieklasse studiert hatte, gefragt wurde, ob ich nicht eine Ausstellung in seiner neuen Galerie machen wolle, kam recht bald der Gedanke auf, dies als Anlass zu nehmen, eine erste Etappe der Tour zu realisieren.

Nach langem Hin und Her, vielen Vorbereitungen und letzten Feinschliffen an der Maschine startete ich am 13.08.2012 um 12.12 Uhr zu meiner 12 Tage dauernden und am Ende 800 Kilometer umfassenden Tour von München über Sonthofen (wo mittlerweile die vierte Generation Verwandtschaft lebt) zum Bodensee und wieder zurück. Ich habe während dieser Tage viele tolle Momente gehabt, nette und hilfsbereite Menschen kennen gelernt und ein kleines Abenteuer erleben dürfen, ohne Bayern zu verlassen.

DANKSAGUNG

Ich danke allen, die bei der Realisation dieses Projekts mitgeholfen haben (allen voran meinem Opa Bernhard Ganzenmüller, dem ich diese Arbeit in ewiger Dankbarkeit widmen möchte), meinem Onkel Hermann und seiner Frau Bärbel, meiner ehemaligen Freundin Tinka für seelisch-moralischen Beistand, dem “Motorradgott“ Sebastian, ohne den ich niemals mein Motorrad flottbekommen hätte, Katrin & Josy für einen tollen Abend in Landsberg mit Chilli Con Carne Wraps, der Johanna für Kindheitserinnerungen und ein wahnsinniges Frühstück, Melanie für eine spontane Notunterkunftsgewährung, Margitt, Bernd, Samuel und Dominik für ein wieder entdecktes Familienwohlfühl-Erlebnis, meinem alten Skaterfreund Robby, seiner Freundin Alex und den Kindern Carlotta und Leander und natürlich Fabian und Stefan, dass wir diese Idee mit einer Ausstellung im »DURCHHAUS« gemeinsam verwirklichen konnten.

Danke allen, die mir soviel Vertrauen entgegengebracht haben.
Oder wie mein Opa gesagt hätte: »Vergelt’s Gott«

Benjamin Ganzenmüller - Porträtfoto

Kontakt zum Künstler:
bitte über Durchhaus