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VITA

1951 Geboren in Hausham, lebt und arbeitet in München

1996 Ausbildung bei Michael Jochum im Projekt Fotografie bis 2002, München

2002 Gründungsmitglied der Gruppe FO.EN

viele Gruppen und Einzelausstellungen

(mehr Infos auf den Websites des Künstlers)

PROJEKT – Motivation, Gedanken, Umsetzung

Die Digitalfotografie hat eine Inflation von Bildern zur Folge. Was geschieht mit den vielen Bildern? Die meisten Fotografen löschen sie so schnell wie möglich – Plattenplatz sparen, einige behalten sie. Vielleicht kommt die Zeit in der sie doch noch einige brauchen können bzw. ihre Meinung ändern und die schlechten Fotos plötzlich gut finden. Was passiert mit den ganzen gelöschten bzw. aufbewahrten Fotos? Sie wurden mindestens einmal betrachtet. Das reicht um sie im Gedächtnis zu verankern.

Digitalfotografien sind das Rohmaterial meiner Arbeit, der Computer mein Werkzeug. Ich fülle einen Datenpool mit einer Auswahl von Fotos. Daraus sucht sich mein Programm in Schleifen ( loops) per Zufallsgenerator ( random) einzelne Bilder aus und verbindet diese über einen (zufällig oder bewusst gewählten) Algorithmus. Dabei entstehen neue, so noch nie gesehene Bilder. Jedes einzelne ist eine Schöpfung aus zig Milliarden Möglichkeiten, insofern einzig und praktisch nicht reproduzierbar. Das Gehirn erinnert sich mittels der im Bildgedächtnis vorhandenen Bildspuren eines Lebens. Assoziationen entstehen, jeder Betrachter entwickelt eigene Interpretationen über das Gesehene.

Ein Text zu den »Random Loops« von Kai Nörtemann www.kainoertemann.de

Der Diskurs um die Authentizität von digitalen Bildern gegenüber den haptisch begreifbaren analogen Bildern wird bisweilen hart geführt, ohne zu einem befriedigenden Ende zu kommen. Die Praktiker sehen die Schnelligkeit und Ökonomie des Digitalen, die Romantiker riechen nach einer Nacht im Schwarz- Weiß-Labor an ihren Fingern und schwärmen von den Positiven, die vor ihren Augen im Rotlicht zaghaft Gestalt annahmen.

Der eigentliche, und als Fotograf begreifbare Unterschied hat nichts so sehr mit der Qualität des Endergebnisses zu tun, er zeigt sich im Prozess: der digitale Fotograf nutzt die vorgegebenen Programme der Apparate (eingebettet in Fotoapparate oder als Bildbearbeitungssoftware), um letztlich redundante Bilder zu schaffen. In jedem Schritt des Entstehungsprozesses kann er sich der gewünschten Qualität vergewissern und den jeweils letzten Schritt rückgängig machen bzw. ihn wiederholen – sei es mit dem Blick auf das Display des Fotoapparates oder am Bildschirm: mit einem Klick wird das Ergebnis bestätigt oder verworfen. Es herrscht totale Gewissheit.

Der analoge Fotograf weiß um die Eigenschaften von Licht, Material und der Apparate. Er kann diese bis zu einem gewissen Grad kontrollieren. Meister wie z.B. Ansel Adams haben gezeigt, wie man durch konsequente Beherrschung der Technik den imAugenblick der Aufnahme empfundenen Ausdruck im Endergebnis zuverlässig verwirklichen kann. Es bleibt der Restzweifel, ob wirklich alles wie angenommen funktioniert hat. Der Moment der Wahrheit ist im Labor.

Maximilian Glanz zeigt mit seinen »Random Loops«, wie der Zufall Einzug in die digitale fotografische Arbeit halten kann.

Die meisten Computersprachen sind in der Lage Zufallszahlen zu generieren. Die Qualität dieser Zufälligkeit (»Randomness«) variiert und kann mit elaborierten Algorithmen sehr weitgehend sein. Untersuchungen zeigen, dass menschlich generierter Zufall von schlechtererQualität ist. Überraschend ist, dass ausgerechnet in der Computerwelt der Determination die Generierung von Zufall eine durchaus zentrale Rolle einnimmt – z.B. für wissenschaftliche Simulationen, in der Spielentwicklung aber auch für das Erschaffen von virtuellen Wirklichkeiten, die nicht zu glatt wirken sollen.

Ein weiteres und noch zentraleres Element der Computerprogrammierung ist die Kontrollstruktur Schleife (»Loop«). Nur durch diese sind Programme in der Lage wiederholt auf Eingaben des Benutzers zu warten oder eine finite Anzahl von Elementen abzuarbeiten, zu verändern bzw. zu berechnen.

Maximilian Glanz ist Programmierer und Benutzer zugleich. Er lässt seine selbst geschriebenen Programme in Schleifen arbeiten, um aus einem Archiv von Bildern zufällig neue, nicht zuvor gesehene Bilder zu generieren. Er betrachtet die Ergebnisse und wählt aus. Zugleich wird er Teil des Programms, begibt sich durch seinen künstlerischen Prozess in eine Art Meta-Schleife, füttert seine Programme mit immer neuen Bildern, oder verändert die Programme, um ihnen dann die gleichen Bilder erneut zuzuführen. Er spielt.

Maximilian Glanz ist so weniger »Funktionär« als Gestalter des vorgegebenen (Foto-)Apparate-Programms und ist so frei im Sinne von Villem Flusser (1) d.h. er versucht »aus dem Apparat etwas herauszuholen und ins Bild zu setzen, was nicht in seinem [dessen, Ergänzung KN] Programm steht«.

(1) Villem Flusser »Für eine Philosophie der Fotografie«, European Photography, Göttingen, 1997